EINLEITUNG
zu
THE ALWEG ARCHIVES

SITEMAP





Eine Würdigung der Geschichte der Alweg-Bahn, der in ihrer Heimatstadt Köln bisher eine angemessene städtisch museale Anerkennung nicht vergönnt wurde, und deren internationaler Bekanntheitsgrad in Verkehrs- und Design-Geschichte in ihrer Heimat noch übersehen wird.

Es geht nicht darum, darüber zu lamentieren, warum Alweg nicht gebaut wurde. Es geht darum, Lehren aus der konstanten Ablehnung von machbarem und kostengünstigem technischen Fortschritt zu ziehen. Gerade jetzt wieder, wo in Alwegs Heimatstadt Köln das neueste U-Bahn-Großprojekt immense Kostenüberschreitungen und erstaunliche Planungschwächen präsentiert, stellt sich die Frage, wann endlich der Steuerzahler im Sinne einer Demokratie in der Lage sein wird, solche Großprojekte grundsätzlich zu
verhindern (zumindest so lange, bis endlich Bildung und Soziales vorrangiger behandelt werden als profit- und prestigeträchtige Bau-Großprojekte) ... 


 


Alweg's 1:1 test-train on the test-track in Cologne-Fühlingen in the late 1950s. - Alwegs 1:1 Versuchszug auf der Versuchsstrecke in Köln-Fühlingen Ende der 1950er Jahre. Photo Copyright Reinhard Krischer

Da das Interesse an Alweg-Einschienenbahn-Technologie, die ursprünglich in Deutschland (Köln) entwickelt wurde, im englischsprachigen Raum besonders groß ist, sind die Hauptseiten des Alweg-Archivs weitgehend in deutscher und englischer Sprache verfasst. Dieses große Interesse, besonders in den USA, ist sicherlich unter anderem darauf zurückzuführen, dass dort in der Stadt Seattle (im Bundesstaat Washington) noch heute eine Alweg-Bahn- Strecke erfolgreich in Betrieb ist. Außerdem verkehren in Disneyland, Kalifornien, und Disneyworld, Florida, (auch im japanischen Disney-Park bei Tokio) moderne Einschienenbahnen, die auf ursprünglicher Alweg-Technik basieren. Zudem wurde im Jahre 2004 in der Stadt Las Vegas (Nevada) eine ausgedehnte Einschienenbahn-Strecke als Verkehrsmittel im berühmten Zentrum der Kasino- und Hotel-Metropole in Betrieb genommen. Auch diese Bahn basiert auf ursprünglicher Alweg-Technologie. Das Alweg-System wird heutzutage also nur in den USA, - und in beachtlichem Ausmaß in Japan durch die Firma Hitachi, die inzwischen solche Einschienenbahnen auch in China, Singapur und Dubai gebaut hat, eingesetzt. In den USA existierte mehrere Jahre lang eine Tochtergesellschaft der Kölner Alweg GmbH, die für den Bau der Bahn in Seattle zuständig war.

Dieses Internet-Archiv ist der Erinnerung an meinen Vater Rolf Krischer (1911 – 2000) gewidmet, der von 1953 bis 1967 als Ingenieur bei der Firma Alweg tätig war. Vom Anfang der 1960er Jahre bis 1967 arbeitete er in den USA und unsere Familie lebte von 1962 bis 1966 in Seattle.


 

Diese Webseite besteht seit dem 23. Juni 2000.



Alweg engineer Rolf Krischer working on one of the Alweg trains in the Alweg Maintenance, Seattle, 1962. - Alweg Ingenieur Rolf Krischer arbeitet an einem der Alweg-Züge in der Alweg-Werkstatt, Seattle, 1962. Photo Copyright Reinhard Krischer

Wie oben schon erwähnt, gibt es noch heute in der Stadt Seattle im amerikanischen Bundesstaat Washington (auf der Karte der USA ganz links oben – Heimat der Boeing Flugzeugwerke und der Firma Microsoft) eine Alweg-Einschienenbahn. Sie wurde 1962 für die damals in Seattle stattfindende Weltausstellung gebaut. Diese Weltausstellung (World’s Fair) stand unter dem Motto „Das 21. Jahrhundert“ („Century 21“). 38 Jahre vor Beginn dieses neuen Jahrhunderts bereitete man sich in den USA also schon auf diese neue Zeit vor und die Hauptattraktionen dieser im Zeichen der Weltraumfahrt stehenden Weltausstellung waren der gut 180 Meter hohe futuristische Aussichtsturm, den man „Weltraumnadel“ („Space Needle“) nannte, und die Alweg-Einschienenbahn (Alweg Monorail). Diese beiden Wahrzeichen der Weltausstellung von 1962 sind noch heute besondere Wahrzeichen der Stadt Seattle.

 

Die Seattle Alweg-Bahn erfuhr im Jahr 2000 im wahrsten Sinne des Wortes eine ganz besondere Ehrung. Diese Bahn, die vor 38 Jahren schon futuristisch das 21. Jahrhundert ankündigte, wurde in den fantastischen Gebäudekomplex des von Frank O. Gehry entworfenen Museums für amerikanische Pop- und Rockmusik – genannt „Experience Music Project“ (kurz „EMP“)  – mit einbezogen. Dieser berühmte Architekt, der auch das Guggenheim-Kunstmuseum in Bilbao entwarf, lässt die Seattle Alweg-Bahn durch den Museumsbau hindurch fahren. Dank der Initiative der EMP-Gründer Paul G. Allen (einst Mitbegründer der Firma Microsoft) und seiner Schwester Jody Patton Allen und dem genialen Entwurf des Architekten Frank O. Gehry ist die Seattle Alweg-Bahn nun endlich in der von ihr einst angekündigten Zukunft angekommen. Teil der futuristischen Pläne der Firma Alweg war schon in den 1950er Jahren gewesen, die Alweg-Bahn je nach Streckenführung auch durch bestehende Stadtgebäude hindurch zu führen. Frank O. Gehry hat diese Vision Wirklichkeit werden lassen.

 

Während der Weltausstellung im Jahre 1962 spielte die Alweg-Bahn sogar eine kleine Nebenrolle in einem Film mit Elvis Presley. Der Film „It Happened At The World’s Fair“ erreichte zwar keine Oscar-Verleihung, doch die Alweg Einschienenbahn lernte erstmals den Rock’n’Roll kennen.

  

 

(Reproduction of above photo with kind permission of the photo's owner, the Museum of History and Industry, Seattle) Elvis Presley, here seen in Seattle's ALWEG Monorail together with costar Vicky Tiu and dialog director Jack Mintz, rode the Monorail for his 1963 movie "It Happened At The World's Fair" (with Joan O'Brien and Yvonne Craig, all outstarred by little Vicky Tiu). When Elvis introduced the Seattle ALWEG Monorail to Rock'n'Roll no one would have believed that 37 years later the Red and the Blue ALWEG trains would still be going strong and rushing through the EMP Museum of Rock Music. Or that in the summer of the year 2000 it would be decided in Las Vegas to build a full-scale four mile long monorail system with seven stations (nine four-car trains to be delivered by Bombardier and that can be seen as direct descendants of ALWEG technology).



Der Entwurf und auch der Bau des Gebäudekomplexes des EMP-Museums wurden mit Hilfe modernster Computer-Programmen durchgeführt (bekannt unter der Bezeichnung CATIA), die ursprünglich von dem französischen Flugzeughersteller Dassault zur Entwicklung von Mirage Kampfflugzeugen erstellt worden waren (und von der Firma Boeing auch für Zivilflugzeuge weiterentwickelt wurden). Dr. Wenner-Gren, der Gründer und Finanzier der Alweg Gesellschaft, war interessanterweise am Anfang des 20. Jahrhunderts nicht nur aktiv am Beginn des Flugzeugzeitalters beteiligt, sondern war auch bereits in den frühen 1950er Jahren ein Pionier der Computer-Industrie gewesen. Und einige der ersten hochqualifizierten Alweg-Ingenieure, die ab 1951 die Alweg-Bahn entwickelten, kamen aus der deutschen Flugzeugindustrie, die nach Kriegsende gemäß Dekret der Alliierten eingestellt worden war (sie hatten bei Messerschmitt, Heinkel, Arado und Dornier gearbeitet – Ingenieur Rolf Krischer kam von Dornier). Diese Tatsache und auch die Vorstellung Dr. Wenner-Gren’s, dass die Alweg-Bahn aus Leichtmetall und im Innenraum wie Flugzeuge gebaut werden sollte, trugen dazu bei, dass die ersten Alweg-Züge in der Tat wie Flugzeuge ohne Tragflächen wirkten.

 

Als das EMP in Seattle am 23. Juni 2000 eröffnet wurde, berichteten auch deutsche Zeitungen und Magazine darüber, doch nicht einmal in Köln, der Heimat der Alweg-Bahn, wurde in diesen Berichten erwähnt, dass diese „Monorail“ (Einschienenbahn), die durch das EMP hindurch rauscht, einst in Deutschland entwickelt und gebaut wurde.

 

(Der Verfasser dieser Webseiten wies vor der EMP-Eröffnung etliche Zeitungen auf diese interessante Tatsache hin, doch im Jahr der „Expo 2000-Pleite“ in Hannover mochte offensichtlich kein deutsches Presseorgan - auch keine der Kölner Tageszeitungen - darauf verweisen, dass 38 Jahre zuvor in Seattle in kürzester Zeit Millionen von Menschen die dortige Weltausstellung besuchten, - und die meisten von ihnen mit der Alweg-Bahn fuhren. – Auch deshalb wurde zum 23. Juni 2000 die Webseite „THE ALWEG ARCHIVES“ im Internet eröffnet.)

 

Seit Juni 2004 gibt es im EMP auch das Science Fiction Museum, das der Passage der Alweg-Bahn durch diesen nun in jeder Hinsicht futuristischen Bau eine weitere hoch interessante Dimension verleiht. Verschiedenste Formen von Einschienenbahn-Technologie waren schon seit Anbeginn der Science Fiction-Literatur häufig Bestandteil der teils realistischen, teils phantastischen darin geschilderten Zukunftswelten. (Einschienenbahn-Technologie ist ein Teil der Welt der Science Fiction, der tatsächlich Realität wurde und diese Entwicklung illustriert ausgezeichnet, dass innovative Technologiekonzepte es in der sogenannten modernen Welt oft sehr schwer haben, sich durchzusetzen ... ) Das Alweg-Konzept ist ein Nahverkehrssystem, das den Komfort der Fahrgäste und die Belange der Umwelt und der modernen Stadtplanung berücksichtigt. Zur ursprünglichen Alweg-Vision gehörte das Prinzip, das die Technik dem Wohle der Menschen dienen soll und nicht umgekehrt. Und Teil dieser Vision war es, Stadtplanung nicht für das Reißbrett zu betreiben, sondern für die Menschen, die in Städten leben müssen ...

Die täglichen Verkehrsstaus demonstrieren hervorragend, dass herkömmliche Stadtplanung eine der negativen Visionen der Science Fiction hat Wirklichkeit werden lassen: den Verkehrskollaps. (Die weltweit zu bestaunende Unfähigkeit der Stadtplaner, positive Visionen Realität werden zu lassen, zeigt auch, dass seriöse, wissenschaftlich fundierte Futurologie keine populärwissenschaftliche Science Fiction ist ... )
  

----------------------------------------

 

Die Geschichte der Alweg-Bahn lässt sich bisher nur unvollständig rekonstruieren. Es kursieren hier und da aberwitzige Beschreibungen und Behauptungen über die Alweg-Bahn. Mit diesem Internet-Archiv soll gerade diesen Märchen widersprochen werden. Das Archiv soll beständig ausgebaut werden und dementsprechend sollen diese Seiten, wann immer möglich, aktualisiert werden.




Alweg Seattle + EMP. Photo and Copyright LINDSAY KORST
QUELLEN & DANKSAGUNG

Die auf diesen Webseiten der "Alweg Archives" angegeben Daten und Informationen basieren auf der vierzehn Jahre langen und direkten persönlichen Beziehung des Autors zur Welt der Alweg-Bahn, auf Alweg-Originalmaterial aus diesen Jahren, auf Gesprächen und/oder Korrespondenz mit und Material von ehemaligen Alweg-Mitarbeitern, auf einer Sammlung deutscher und englisch/amerikanischer Fachliteratur über Einschienenbahn-Technologie, auf einer Sammlung von überwiegend deutschen und amerikanischen Zeitungs- und Magazinartikeln aus den 1950er und 1960er Jahren, die sich mit Alweg und Einschienenbahnen allgemein befassen, auf umfangreicher Literatur über einschlägige themen des transport- und Verkehrswesens und auf Informationen, die großzügiger weise von firmen zur Verfügung gestellt wurden, die einst mit Alweg zusammenarbeiteten oder technische Ausrüstung für Alweg-Projekte lieferten.

Der Autor dankt allen Personen und Institutionen, die Informationen, Material oder hilfreiche Hinweise auf mögliche Quellen beitrugen. Die Recherchen gehen unvermindert weiter.

Dank für all die freundliche Unterstützung und Ermunterung, die den "Alweg Archives" zuteil geworden sind!

Reinhard Krischer

Immer auf der Suche nach Material zum Thema Alweg (z.B.: Original-Unterlagen, Broschüren, Zeitungsartikel, Fotos, persönliche Erinnerungen) und über Einschienenbahnen allgemein:

EMAIL




Text und Illustrationen (falls nicht anders vermerkt)
Text and Illustrations (unless otherwise noted)
COPYRIGHT
Reinhard Krischer

Jegliche Verwendung von Material dieser Website nur mit schriftlicher Genehmigung.
Any type of use of the material contained in this website
by written permission only.

EMAIL